RUND UM DIE WELT

Sechzigtausend Kilometer in einem Jahr, unterwegs mit einer Ducati 175, auf der Suche nach dem Abenteuer, der Herausforderung und dem Unbekannten auf der Spur. 1957 brach Leopoldo Tartarini, er war zu dieser Zeit ein offizieller Fahrer für Ducati, zu seiner einzigartigen Reise um die Welt auf.

Tatsächlich ist die Gelegenheit, sich auf den Weg zu machen, um die Welt zu entdecken, auf eine Reihe von Zufällen zurückzuführen, wie Tartarini selbst ausführte: „Ich nahm als Ducati-Fahrer an Langstreckenrennen wie dem Mailand-Taranto teil. Ein paar Jahre lang lief alles perfekt. Dann hatte ich einen schweren Unfall und musste mit dem Rennsport aufhören. Ich hatte noch einen Einjahresvertrag mit Borgo Panigale, also beschlossen wir, diesen mit einigen PR-Initiativen ausklingen zu lassen, vielleicht mit einem abenteuerlichen Hintergrund. Zuerst dachte ich an die afrikanische Weltumrundung, dann legte ich die Messlatte höher: Warum nicht eine Welttournee?"

Nachdem man sich auf die Idee geeinigt hatte, musste sich Tartarini noch einen Gefährten für seine abenteuerliche Reise suchen. So wandte er sich an seinen Jugendfreund Giorgio Monetti, welcher ebenfalls ein großer Motorradenthusiast war. Wenig überraschend willigte Giorgio mit Begeisterung ein und die beiden machten sich fortan an die Vorbereitungen für ihr großes Abenteuer. So musste erst eine Reiseroute festgelegt werden, welche sowohl die Geografie, aber auch die verschiedenen politischen Gegebenheiten berücksichtigt. „Zunächst einmal", sagt Tartarini, „war es nicht möglich, den Eisernen Vorhang zu passieren oder nach China zu gelangen. Kurzum, wir haben sechs Monate gebraucht, um die Strecke festzulegen. Trotz dieser Planung konnten wir nicht vermeiden, in die Revolutionen im Irak, wo sie König Feisal hängten und auch in Syrien und in Indonesien zu geraten".

Die beiden unerschrockenen Motorradfahrer machten sich schließlich am 30. September 1957 auf den Weg, um die Welt zu entdecken. Von Bologna aus gelangen sie nach Triest, dann nach Belgrad (Jugoslawien), Thessaloniki (Griechenland), Istanbul (Türkei), Teheran (Iran), Karatschi (Pakistan), Bombay und Delhi (Indien), Jakarta (Sumatra). Mit dem Schiff erreichen die beiden Borneo, durchqueren dann Neuguinea und gelangen nach Australien, das sie von Darwin bis Sidney komplett durchqueren. Weiter mit dem Schiff nach Neuseeland und von dort eine weitere Überfahrt nach Venezuela.

Die Reise führte die beiden dann weiter durch Südamerika: Caracas (Venezuela), Bogota (Kolumbien), Guayaquil (Ecuador), Santiago (Chile), Buenos Aires (Argentinien), Montevideo (Uruguay), Porto Alegre und Rio de Janeiro (Brasilien). Mit dem Schiff setzten die beiden schließlich nach Dakar über. Weiter ging es dann mit dem Motorrad in Richtung Casablanca, Tanger und Gibraltar. Die Rückkehr nach Italien erfolgte über Spanien und die französische Riviera.

 

Tartarini und Monetti durchquerten 42 Länder. Auf jeder Strecke gewannen die beiden an Popularität, es gab Pressekonferenzen und die Journalisten rissen sich darum, die Geschichten rund um das große Abenteuer zu publizieren.

„In Singapur wurden wir bei einem Clubbesuch in einen großen Streit verwickelt. Einige Kadetten des Schulschiffs Amerigo Vespucci, das damals im Hafen von Singapur lag, griffen ein, um uns zu helfen. Eine Szene wie aus Far West“ - erinnert sich Tartarini heute – „mit fliegenden Flaschen, berstenden Spiegeln und umgeworfenen Tischen. Wir wurden auch ausgeraubt, auf der Strecke zwischen dem Iran und dem Irak. Während wir im Zelt schliefen, kamen sieben oder acht bis an die Zähne bewaffnete Wüstenräuber. Sie durchwühlten unsere Koffer, schnappten sich ein paar Gegenstände und zogen anschließend, ohne ein Wort zu sagen, auf ihren Kamelen davon. In Indonesien haben uns die Behörden mit den Holländern verwechselt, die gerade aus der neu installierten Regierung unter Sukarno vertrieben worden waren: Wegen dem Missverständnis saßen wir kurz vor Weihnachten drei Tage im Gefängnis, bevor wir das Missverständnis aufklären konnten.“

Und dann waren da noch die Unannehmlichkeiten, die das Klima mit sich brachte. "In Neuseeland hatten wir es mit einer Sintflut zu tun, mit überschwemmten Straßen und eisiger Kälte", erinnert sich der künftige Italjet-Gründer. "In Australien hingegen litten wir unter schrecklicher Hitze. Als wir in die Wüste kamen, stieg die Temperatur auf bis zu 52 Grad Celsius. Auf unserer Strecke stießen wir auf die Überreste von Tieren, die an der Hitze gestorben waren. Es war unmöglich, bei diesen Temperaturen zu reisen, also haben wir tagsüber gerastet und sind in der Nacht weitergefahren“, führte Tartarini weiter aus.

„Aber im Dunkeln ging es sehr langsam voran. Eines Nachts ist ein Reifen geplatzt, im Dunkeln versuchte ich, ihn zu reparieren, aber als ich nach dem Schraubenschlüssel griff, packte ich den Schwanz einer Eidechse, die mich beißen wollte. In Lateinamerika haben wir die Sümpfe durchquert und machten dabei Bekanntschaft mit Kaimanen und Blutegeln, die unser Blut kosten wollten!“

Aber allen Widrigkeiten zum Trotz, trafen die beiden Draufgänger nach zwölf Monaten am 5. September 1958 in Bologna ein, und wurden von einer jubelnden Menge empfangen. Ein Jahr später gründet Leopoldo Tartarini die Firma Italjet.